Es war der 26. Januar 1926, als die Entscheidung fiel, in Neuwied eine städtische Baugesellschaft zu gründen. Jenes Votum der Stadtverordneten ist so etwas wie die Geburtsstunde der GSG. Auch wenn dieser Beschluss erst rund zwei Monate später in die Tat umgesetzt wurde und es wiederum zwei Monate dauerte, bis sich die Gesellschafter erstmals trafen.
Auf jeden Fall ist die GSG in 2016 runde 90 geworden. Ihre Wurzeln oder die Wurzeln des sozialen Wohnungsbaus in gemeinnützigen Strukturen reichen in Neuwied sogar noch weiter zurück. Denn schon zuvor gab es die Gemeinnützige Bauverein eGmbH und die Gemeinnützige Bau- und Spargenossenschaft eGmbH, die sich beide seinerzeit vor allem im Kampf gegen die Wohnungsnot engagierten. Schließlich war neuer Wohnraum bitter nötig nach den Zerstörungen durch den Ersten Weltkrieg und nach mehreren Hochwasserkatastrophen in Neuwied.
Welchen bemerkenswerten Beitrag die noch junge GSG bei der Versorgung der Menschen mit Wohnraum leisten konnte, verdeutlichen ein paar Zahlen: Schon in ihrem ersten Jahr erstellte sie nahezu 100 neue Wohnungen. Nach fünf Jahren hatte sich diese Zahl fast verdreifacht. Rechnet man den Bestand der beiden Vorgänger-Gesellschaften hinzu, die die GSG zwischenzeitlich übernommen hatte, so zählte sie zu Beginn der 30er-Jahre des vorigen Jahrhunderts rund 800 Wohnungen.
Noch heute erinnern an die Anfangszeit der Gesellschaft manche stadtbildprägende Siedlungen und Gebäude wie etwa das Sonnenland, wo der Gemeinnützige Bauverein den Grundstein gelegt hatte. Idee und Entwurf, offenbar nach dem Vorbild einer Gartenstadt der Jahrhundertwende, stammten übrigens von dem bedeutenden Neuwieder Architekten Curt Karl Rüschoff (1887-1969). Auch die Gebäude am Von-Runkel-Platz in Heddesdorf mit den beiden imposanten Eckhäusern zur Dierdorfer Straße hin entstanden in den ersten Jahren der GSG.
Nur knapp zwei Jahrzehnte später gab es als Folge des verheerenden Zweiten Weltkriegs eine Wohnungsnot viel größeren Ausmaßes zu bewältigen. Außerdem waren Baumaterialien Mangelware. Trotzdem gelang es der GSG bereits in den ersten Nachkriegsmonaten und -jahren, rund 40 zerstörte Wohnungen wieder aufzubauen. Mit der Währungsreform 1948 nahm die Bautätigkeit in Neuwied dann wieder deutlich zu – nicht zuletzt dank der GSG.
Heute muss die Gemeindliche Siedlungs-Gesellschaft zum Glück nicht mehr akute Wohnungsnot bekämpfen. Ein steigender Wohnraumbedarf ist nach Jahren gewisser Stagnation aber wieder zu erkennen. Die GSG stellt sich dieser Aufgabe. 90 Jahre nach ihrer Gründung sieht sich die Siedlungs-Gesellschaft also nach wie vor in der sozialen Verpflichtung, Menschen guten und preiswerten Wohnraum zu bieten.
Die GSG des Jahres 2016 hat darüber hinaus aber auch längst neue Tätigkeitsfelder erschlossen. So hat sie zum Beispiel eine Schule und mehrere Kindergärten gebaut. Zudem ist sie fachkundige Partnerin bei der Realisierung von Gewerbeobjekten. Oder sie bringt vielfältige Kompetenzen in Strategien der Stadtentwicklung ein. Wenn es etwa um Integration und die ausgewogene Gestaltung von Wohnvierteln geht. Oder um den demografischen Wandel und die Schaffung von attraktiven Wohnangeboten für ältere Menschen, aber auch für Familien mit Kindern. Der Klimawandel ist ebenso ein Thema, wenn man an etwa an die umfangreichen energetischen Gebäudesanierungen denkt.
Kommunale Wohnungspolitik ist heute also weit mehr als die reine Versorgung mit Wohnraum. Die GSG hat die neuen Herausforderungen angenommen und präsentiert sich an ihrem „runden Geburtstag“ als leistungsfähige und moderne Wohnungsgesellschaft, die selbstbewusst nach vorne schauen kann.